Anis

Pimpinella anisum L.


Die Pflanze:

Anis gehört wie zum Beispiel Dill, Kümmel und Koriander zur artenreichen Familie der Doldenblütler. Die einjährige krautige Pflanze wird etwa 50-60 cm  hoch, hat an ihrem Fuß langgestielte, rundliche und gezähnte Blätter die weiter oben kürzer gestielt und tief gespalten sind. Aus den in typischen Dolden stehenden kleinen, weißen Blüten bilden sich charakteristische eirunde Doppelspaltfrüchte. Sie sind 3-6 mm lang, 2,0-2,5 mm breit und hängen meistens noch an ihrem 2-12 mm langen dünnen Stielchen. Ihre Farbe schwankt je nach Herkunft zwischen hellgraugrün bis graubräunlich. Deutlich heller sind die 5 nur wenig vorspringenden kantigen Hautrippen jeder Teilfrucht.


Heimat und Verbreitung:

Die genaue Heimat der Anispflanze ist nicht bekannt. Sie kommt vermutlich aus dem Orient und ist eine in den Mittelmeerländern schon lange bekannte Kulturpflanze. In größerem Umfang wird Anis heute besonders in Spanien und Italien angebaut. Aber auch in Südfrankreich, Deutschland, den Balkanländern, in der Türkei, Russland und in Indien sowie in Mittel- und Südamerika ist Anis verbreitet.

Anbau und Gewinnung:

In manchen Ländern zieht man Anis für die heimische Küche im Kräutergarten. Der Großanbau geschieht jedoch in Feldwirtschaft. Zur Reifezeit werden die Pflanzen mit Gras- oder Bindemähern geschnitten. Das Mähen findet meist bei trüber Witterung oder in den Morgenstunden statt, damit die Früchte nicht vorzeitig ausfallen. Nach dem sich anschließenden Dreschen wird die Anissaat mehrfach gereinigt, um Staub oder anhaftende Erdklümpchen zu entfernen.

Das Gewürz und seine Verwendung:

Anis riecht angenehm süß-aromatisch, schmeckt würzig-frisch und wird vor allem in Backwaren (besonders in der Weihnachtszeit), zu Süßspeisen und Einmach-Obst verwendet. Größere Bedeutung hat Anis auch in der Getränkeindustrie für die Likörherstellung.

Geschichtliches:

Anis war bereits in antiker Zeit in Ägypten, Syrien, Griechenland und Zypern als Heil- und Gewürzpflanze bekannt. Davon zeugen Erwähnungen in ägyptischen Papyrusrollen um 1500 v. Christus ebenso wie in Schriften griechischer und römischer Autoren, unter ihnen Dioskurides und Plinius d. Ältere. Mit den Benediktinern kam Anis zur Zeit Karls des Großen auch über die Alpen. In alten deutschen Kräuterbüchern werden der aromatischen Anissaat eine Vielzahl von Heilwirkungen nachgesagt.


Basilikum

Ocimum basilicum L.


DIE PFLANZE:

Auf vierkantigen, markigen oder hohlen Stengeln erhebt sich die einjährige Basilikumpflanze etwa 30-50 cm hoch. Das buschig verzweigte Kraut trägt eine Vielzahl gestielter, länglich-eiförmiger, zugespitzter Blätter, die 30-50 mm lang, 20-30 mm breit und oft nur undeutlich gekerbt sind. An den Zweigenden stehen zur Blütezeit, meist zu sechst zusammengefasst, kleine weiße Blüten in Scheinquirlen übereinander. Basilikum gibt es in mehreren Unterarten, die sich überwiegend durch die Form der Laubblätter unterscheiden lassen.

HEIMAT UND VERBREITUNG:

Die eigentliche Heimat dürfte Indien sein. Heute wird Basilikum in allen tropischen und subtropischen und zum größten Teil auch in den gemäßigten Klimaten angebaut. Größere Kulturen gibt es vor allem in Marokko, Spanien, Südfrankreich, Ungarn und Indonesien.

ANBAU UND GEWINNUNG:

Wo Basilikum in Feldwirtschaft angebaut wird, kann die Ernte maschinell erfolgen, doch wird die schonendere manuelle Ernte vorgezogen. Da der Gehalt an würzenden ätherischen Ölen während der Blüte und später noch einmal während der Reifezeit am höchsten ist, wird Basilikum zu diesen Zeiten geschnitten. Es wird gebündelt und getrocknet, kommt aber meistens gerebelt (d. h.: die Blätter sind von den Zweigen abgestreift) in den Handel. Wie viele andere Gewürze auch muß man Basilikum luftdicht und lichtgeschützt aufbewahren.

DAS GEWÜRZ UND SEINE VERWENDUNG:

Frisches oder getrocknetes Basilikum duftet angenehm aromatisch und schmeckt scharf und frischwürzig. Während vor allem in der südeuropäischen Küche die frischgepflückten Blätter Verwendung finden, bevorzugt man in anderen Gegenden die getrocknete Ware. Basilikum ist für die richtige Würzung vieler Gerichte unentbehrlich. Suppen, Soßen, Salate, Fleisch- und Fischgerichte und Gemüsespeisen kann man mit ein wenig Basilikum harmonisch abrunden. Einmachgewürze gewinnen durch Basilikum ebenso wie manche Wurstgewürzmischungen.

GESCHICHTLICHES:

In Indien wurde Basilikum bereits im Altertum kultiviert. Von dort aus breitete sich die frostempfindliche Pflanze im südlichen Asien aus, drang über Ägypten in die europäischen Länder um das Mittelmeer vor und gelangte in das westliche Nordafrika. Mit den Spaniern wurde Basilikum schließlich auch nach Mittelamerika gebracht. In Deutschland ist das würzige Kraut seit dem 16, Jahrhundert sowohl als Gewürz- wie auch als Heilpflanze bekannt.


Beifuß

Artesmisia vulgares L.


DIE PFLANZE:

Die krautige, stark verzweigte Beifuß-Staude ist eng mit dem Wermut und der Eberraute verwandt und wird über 1,50 m hoch. Die kantigen Stiele sind mehr oder weniger flaumig behaart und tragen fiederlappige und einfach fiederteilige Laubblätter. An der dunkelgrünen Oberseite sind sie manchmal etwas behaart, meistens jedoch kahl; an der Unterseite hingegen weißfilzig.

HEIMAT UND VERBREITUNG:

Der Beifuß stammt vermutlich aus Asien, ist aber seit langem in mehreren Formen auf der ganzen nördlichen Halbkugel verbreitet. Man findet ihn wildwachsend auf mageren Böden in fast ganz Europa und Asien ebenso wie von Alaska bis nach Mexiko.

ANBAU UND GEWINNUNG:

Kurz vor der Blüte (voll erblühte Pflanzen schmecken stark bitter und sind nicht verwendbar) pflückt man von den überall wildwachsenden Beifuß-Stauden die Zweigspitzen mit den Blütenkörbchen und den oberen Blättern, die hängend getrocknet werden. Ein größerer Anbau erfolgt nur in den Balkanländern.

DAS GEWÜRZ UND SEINE VERWENDUNG:

Das frische oder getrocknete Kraut duftet angenehm aromatisch und schmeckt kühlend-würzig und etwas bitter. Es ist vorzüglich geeignet, um fette Speisen wie Schweine- oder Gänsebraten bekömmlicher zu machen. Außerdem kann man mit Beifußblättern manche Fischgerichte, Suppen, Soßen und Salate wirkungsvoll verfeinern.

GESCHICHTLICHES:

Beifuß ist seit uralter Zeit als Würz- und Heilpflanze bekannt. Es gilt als "das Älteste der Kräuter" und wurde im angelsächsischen "Kräutersegen" an erster Stelle genannt.


Bohnenkraut

Artesmisia vulgares L.


DIE PFLANZE:

Das einjährige, in Kultur auch zweijährige, wohlriechende, buschig verzweigte Kraut erreicht eine Höhe von ungefähr 40-60 cm. Die runden Stengel tragen ohne deutlichen Stiel angesetzte spatel- oder lanzettförmige Blätter, die sich paarig gegenüberstehen. Sie sind ca. 30 mm lang, 4-5 mm breit und am Rand fein bewimpert. Aus den Blattachseln sprießen hell-violett gefärbte Blüten, die 1,0-1,5 mm große Nüßchen reifen lassen.

HEIMAT UND VERBREITUNG:

Das Bohnenkraut stammt aus dem östlichen Mittelmeer-Gebiet und dem Iran und ist heute in allen Mittelmeerländern, in ganz Mitteleuropa, Westasien bis nach Indien heimisch. Außerdem wird es in Südafrika und im wärmeren Nordamerika angebaut.

ANBAU UND GEWINNUNG:

Für den häuslichen Bedarf wird Bohnenkraut in den meisten Kräutergärten gezogen; es erfolgt aber auch der feldmäßige Großanbau. Man schneidet das Kraut kurz vor oder während des Aufblühens, weil sich dann die würzenden Bestandteile am deutlichsten ausgebildet haben. Es kommt frisch in den Handel oder nachdem man es gebündelt im Schatten getrocknet hat. Außerdem kann man Bohnenkraut gerebelt, grob zerkleinert oder gemahlen kaufen. Beim Mahlen geht allerdings ein Teil der würzenden ätherischen Öle verloren.

DAS GEWÜRZ UND SEINE VERWENDUNG:

Das vielseitig verwendbare Bohnenkraut duftet angenehm würzig und hat einen pfefferigen Geschmack. Es wird besonders gerne zum Würzen von Bohnengerichten verwendet. Auch für andere Gemüse sowie für Salate, Suppen, Soßen und manche Fisch- und Fleischgerichte ist es ebenso geeignet wie zum Würzen von eingemachten Gemüsen. Bohnenkraut ist Bestandteil der "Fines Herbes" der französischen Küche und auch in mehreren Wurstgewürzmischungen enthalten.

GESCHICHTLICHES:

Das aromatische Bohnenkraut war bereits den Römern bekannt und vertraut. Sicherlich wurde es auch von allen früheren Völkern des Mittelmeeres verwendet. In Deutschland wurde es bereits im frühen Mittelalter kultiviert. Als Karl der Große im Jahre 812 allen kaiserlichen Maierhöfen Zahl und Art der anzubauenden Küchenkräuter vorschrieb, befand sich in dieser Aufstellung auch das Bohnenkraut.


Cardamom

Elettaria cardamomum L.


DIE PFLANZE:

Die buschig-krautige Pflanze, eine Verwandte des Ingwers, schiebt aus einem verdeckten Wurzelstock kräftige Stengel mit leuchtend grünen, lanzettförmigen Blättern, die wie Palmwedel angeordnet sind. Sie werden 2,0-2,5 m hoch. Am Fuß der Cardamom- Pflanze sprießen aus einem besonderen ca. 60 cm langen, flach über dem Boden kriechenden Seitentrieb zahlreiche, in einer Rispe stehende blaßgrün-bläuliche Blüten mit gelbem Rand. Sie bringen schließlich grünlichgraue bis gelblichgrüne, dreifächerige, dreieckige 10-20 mm lange und 8-10 mm breite Samenkapseln zur Reife. In jedem Fach befinden sich 4-8 enggeschichtete, unregelmäßig vereckte, graubraune bis rötlich-braune Samen von etwa 2-4 mm Durchmesser.

HEIMAT UND VERBREITUNG:

Die tropischen Bergwälder Süd-Indiens und Sri-Lankas (früher: Ceylon) sind die Heimat der Cardamom-Pflanze. Auch heute noch sind die Provinzen Kerala, Mysore und Madras im südlichen Indien das Hauptanbaugebiet. Außerdem kommt Cardamom noch in nennenswerten Beständen in Malaysia, Kambodscha, Tansania und Guatemala vor.

ANBAU UND GEWINNUNG:

Cardamom braucht ein feuchtwarmes tropisches Klima und gedeiht am besten im Schatten teilweise abgeholzter Wälder. Man erntet die noch grünen Samenkapseln kurz vor der Reife und trocknet sie vorsichtig. Cardamom kommt meistens gemahlen in den Handel. Werden die Fruchtkapseln mit gemahlen, muß das Gewürz als "in der Schale gemahlen" bezeichnet werden.

DAS GEWÜRZ UND SEINE VERWENDUNG:

Das überaus feine und charakteristische Aroma und der süßliche, kräftig brennende und an Eukalyptus erinnernde Geschmack machten Cardamom zu einem der beliebtesten und deshalb teuersten und edelsten Gewürze. Mit ihm würzt man hauptsächlich Brot und Backwaren, Süßspeisen, Obstspeisen und süßliche Marinaden. Außerdem ist Cardamom in Wurstgewürzmischungen enthalten und Bestandteil vieler Curry-Pulver. Auch die Getränke-Industrie verwendet Cardamom zum Aromatisieren alkoholischer Getränke. In Arabien findet man als besonderes Charakteristikum den Kaffee häufig mit Cardamom verfeinert.

GESCHICHTLICHES:

Das kostbare Gewürz wurde schon im Altertum aus Indien importiert und soll lange vor Christus in Babylon angebaut worden sein. Um 1200 kam es nach Mitteleuropa und gehört seitdem auch hier zu den begehrtesten Gewürzen.


Cillis, Cayenne-Pfeffer

Capsicum frutescrns L.


DIE PFLANZE:

Der enge Verwandte des Gewürz- und des Gemüsepaprikas aus der Familie der Nachtschattengewächse ist eine ausdauernde, strauchige Pflanze, die in mehreren Unterarten kultiviert wird und eine Höhe von 1,5-1,8 m erreicht.  Die Zweige sind reich belaubt. Aus den Blattachseln sprießen zu zweit oder mehreren kleine, grünlichweiße Blüten, aus denen sich je nach Zuchtform die stumpfkegelförmigen oder kirschförmigen Früchte, die Chillies, entwickeln. Die ersteren sind 1,5-3,0 cm lang und 0,6-0,8 cm breit; die letzteren haben einen Durchmesser von etwa 2,0-2,5 cm. Die Früchte sind anfänglich grün, zur Reife jedoch glatt und glänzend orangerot bis dunkelrot.

HEIMAT UND VERBREITUNG:

Die Heimat der Chillies ist das tropische Mittel- und Südamerika, wo sie heute in großen Mengen gezogen werden.  Aber auch in den südlichen USA, in Nigeria, Uganda, Tansania, Äthiopien, in der Türkei sowie in Indien, Thailand und in Japan werden Chillies angebaut.

ANBAU UND GEWINNUNG:

Die Pflanze eignet sich gut für den Großanbau auf Feldern, obwohl die Ernte manuell erfolgen muß, da die einzelnen Fruchte zu unterschiedlicher Zeit zur Vollreife kommen. Die gepflückten Früchte werden getrocknet und kommen ganz, grob zerstoßen oder gemahlen in den Handel.

DAS GEWÜRZ UND SEINE VERWENDUNG:

Alle Chillies-Sorten schmecken brennend scharf, manche sogar überaus scharf. Der Geruch ist charakteristisch, und schon winzige Partikel reizen nach dem Einatmen zum Niesen. In der Küche wird Chillies ganz, zerstoßen oder gemahlen hauptsächlich für feurig scharfe Fleischgerichte verwendet.  Auch zum Würzen von Eingemachtem oder zur Bereitung verschiedener Pickles sind sie geeignet. Viele Gewürzmischungen wie z. B. das Chilly-Pulver enthalten gemahlene Chillies ebenso wie manche Curry-Sorten und Wurstgewürzmischungen.

GESCHICHTLICHES:

Mit der Entdeckung der Neuen Welt kamen die Chillies zusammen mit dem Paprika nach Europa. Die Spanier sorgten mit der Verbreitung ihres feurigen "spanischen Pfeffers" zusammen mit den Portugiesen für den heute weltweiten Anbau der zahlreichen Chillies-Arten. 


Curry-Pulver


Eine der bekanntesten Gewürzmischungen ist das Curry-Pulver. Allerdings ist der Curry, den man in Europa kennt, so gut wie nicht identisch mit den vielen, ja hunderten von Curry-Pulvern, die man in der indischen Küche verwendet. Dort stellen die Hausfrauen für die verschiedensten Gerichte jeweils ganz individuelle Curry-Pulver her. Sie setzen sich aus 12-20 Gewürzen zusammen, deren jeweilige Anteile von Mischung zu Mischung schwanken. Europäisches Curry-Pulver oder Curry-Powder besteht meistens aus Pfeffer, Ingwer, Piment, Paprika, Nelken, Koriander, Cardamom, Bockshornklee-Samen, Muskatblüte, Zimt und Cayenne-Pfeffer. Die farbbestimmende Zutat ist Kurkuma. Die Gelbwurzel, wie Kurkuma auch genannt wird, färbt alle mit Curry gewürzten Speisen intensiv gelb. Zur Abrundung der Mischung wird häufig noch eine kleine Menge Salz zugefügt. Das fertige Curry-Pulver soll eine möglichst sattgelbe Farbe haben und im Geschmack harmonisch und ausgewogen sein. Einzelne Gewürze dürfen nicht besonders vorschmecken. In der internationalen Küche verwendet man das Curry-Pulver vor allem zum Würzen exotischer Reisgerichte, Fleischspeisen, Soßen und Suppen, aber auch zu Geflügel, Fisch und verschiedenen Gemüsesorten paßt Curry ausgezeichnet.

GESCHICHTLICHES:

Als die Engländer ihren Herrschaftsbereich im 18. Jahrhundert auch auf Vorderindien ausdehnten, lernten die Kolonialbeamten und Soldaten die indische Küche kennen und schätzen. Sie freundeten sich schnell mit den Würzgewohnheiten der Bevölkerung an; insbesondere mit den verschiedenen Gewürzmischungen, die zum Würzen von Reis verwendet wurden. Sie übertrugen den südindischen Namen "Kari", mit dem dort verschiedene Speisen bezeichnet werden, auf das Gewürz selbst und würzten später auch im englischen Mutterland gerne Reisgerichte mit der nun als "Curry-Powder" bekanntgewordenen Mischung.


Dill

Anethum graveolens L.


DIE PFLANZE:

Der einjährige, nicht sehr anspruchsvolle Doldenblütler wird über 100 cm hoch. Sein feingerillter und hohler Stengel ist bläulich bereift und trägt drei- bis vierfach fiederschnittige dünne Laubblätter Die oberen Blätter sind weniger reich gegliedert als die unteren und enden in sehr dünne, fädige Blattzipfel. Aus der gelben Blütendolde des Dills entwickeln sich eiförmige Früchtchen, die in zwei Teilfrüchte zerfallen.

HEIMAT UND VERBREITUNG:

Der Dill, dessen Heimat im Orient liegt, (vermutlich kommt er aus Persien, dem Kaukasus und Indien) ist heute überall in Europa heimisch und hat sich außer in Nord-, Mittel- und Südamerika auch in Süd- und Ostafrika verbreitet.

ANBAU UND GEWINNUNG:

In jedem Kräutergarten wird Dill für den überwiegend häuslichen Bedarf gezogen und steht so für den täglichen Bedarf fast das ganze Sommerhalbjahr zur Verfügung. Wird er feldmäßig angebaut, wartet man mit der Ernte bis kurz vor oder während der Blütezeit, um die zu dieser Zeit stärkste Würzkraft auszunutzen. Dann wird das ganze Kraut geschnitten. Eine spätere Ernte zur Vollreifezeit bevorzugt man, wenn man Dillsaat gewinnen will.

DAS GEWÜRZ UND SEINE VERWENDUNG:

Der Duft und der Geschmack des würzigen Krautes ist angenehm aromatisch und besonders charakteristisch. In der Küche dient das frische junge Kraut, die Dillsaat, oder auch die ganze Pflanze als Gewürz für Suppen, Soßen, Salate, Fischgerichte, Krebse und zum Einmachen von Gurken. Dill kommt auch getrocknet in den Handel; als "Dillspitzen" aus feingehackten, getrockneten jungen Trieben und Blättern oder als "Dillkraut" aus den dunkelgrünen, ausgewachsenen Pflanzen mit geringem Anteil Blattscheiden jungen Dills.

GESCHICHTLICHES:

Dill ist seit vorgeschichtlicher Zeit bekannt. Die Ägypter schätzten ihn ebenso wie die Griechen und Römer. Er galt seit altersher neben seiner Verwendung als Würze auch als vielseitig nutzbare Heilpflanze.


Estragon

Artemisia dracunculus L.


DIE PFLANZE:

Der mehrjährige 60-120 cm hohe, buschig verzweigte Korbblütler ist wie der Beifuß eine Verwandte des Wermuts. Die Estragon-Staude hat zahlreiche, ungestielte, ganzrandige oder schwach gesägte, lanzettliche Blätter. Die kleinen, unscheinbaren Blüten stehen in weißlich-grünen Rispen. Man unterscheidet zwei Formen:

Russischer Estragon, vermutlich die ursprüngliche Wildform, ist weniger aromatisch und weist eine sehr variable Blattgestaltung aus. Man vermehrt ihn durch Samen.

Deutscher (auch Französischer oder Echter) Estragon ist die hocharomatische Kulturform, die sich wohl aus dem Russischen Estragon entwickelt hat. Da er keinen oder nur sehr geringen und schwach lebensfähigen Fruchtansatz bildet, vermehrt man ihn durch Stecklinge.

HEIMAT UND VERBREITUNG:

Estragon hat seine Heimat in Sibirien. Er ist heute in seinen zwei Formen in der mittleren und südlicheren UdSSR, im Balkan, im Mittelmeergebiet, in den wärmeren Gegenden Mitteleuropas sowie in Vorderasien, Indien, Nordamerika und Argentinien verbreitet.

ANBAU UND GEWINNUNG:

Estragon, als "Aristokrat unter den Kräutern" bekannt und geschätzt, fehlt in keinem Kräutergarten und wird auch in Feldwirtschaft groß angebaut. Man erntet vor der Blüte die Blätter und Zweigspitzen des Krautes. Es kommt frisch auf den Markt oder getrocknet, gerebelt und gemahlen in den Handel.

DAS GEWÜRZ UND SEINE VERWENDUNG:

Frischer Estragon duftet stark aromatisch. Der Russische Estragon schmeckt kerbelartig bitter, der Deutsche Estragon anisähnlich würzig-bitter. Getrocknet ist er nicht mehr ganz so kraftvoll, da ein Teil der flüchtigen Aromastoffe beim Trocknen verloren geht. Man bewahrt Estragon zweckmäßig in einem gut schließenden Behälter auf. Das Kraut wird zur Herstellung von Estragon-Essig benötigt, es darf in keiner Sauce Bearnaise fehlen und es gehört zu den "Fines Herbes" der französischen Küche. Außerdem würzt man mit Estragon viele Fischgerichte, Eierspeisen, Salate, Hammel-, Kalb und Wildgerichte, Geflügel und Gemüse. Auch zum Einlegen von Gurken wird Estragon gebraucht, ebenfalls zum Aromatisieren von Likören und zur Parfümherstellung.

GESCHICHTLICHES:

Obwohl der würzige Estragon erst verhältnismäßig spät nach Mitteleuropa kam, eroberte er sich doch sehr rasch einen Stammplatz in jedem Kräutergarten. Neben der Nutzung als Würze diente er seit frühester Zeit auch als kostbare Heilpflanze, der eine Vielzahl segensreicher Wirkungen nachgesagt wurden. Plinius der Ältere schrieb, daß ein in der Kleidung getragenes Sträußchen Estragon zuverlässig vor Schlangenbiß schütze.


Ingwer

Zingiber officinale Roscoe


DIE PFLANZE:

Die Ingwer-Staude liebt schattige Standorte. Aus ihrem fleischigen, fingerig verzweigten Wurzelstock, der seitlich zusammengedrückt ist und hochkant im Boden steckt, schiebt sie sehr schilfähnliche Triebe bis zu einer Höhe von 1,0-1,5 m. Die Blüten sind gelb und haben purpurne Ränder.

HEIMAT UND VERBREITUNG:

Ursprünglich kommt der Ingwer aus den feuchtwarmen Tropendschungeln Mittel- und Südostasiens. Er ist heute in allen tropischen Klimaten ansässig und wird vornehmlich in China, Taiwan, Indien, Nigeria, Sierra Leone, auf den westindischen Inseln und in Australien in verschiedenen Sorten gezogen.

ANBAU UND GEWINNUNG:

Ingwer vermehrt man in den Plantagen durch Teilen und Setzen ausgesuchter Wurzelknollen. Nach 8-10 Monaten können die neu verzweigten Wurzelknollen geerntet werden.  Diese sogenannten "hands" werden gewaschen und getrocknet.  Der auf diese Weise gewonnene dunkel-schuppige Grüne oder Schwarze Ingwer wird durch Blanchieren, vorsichtiges Schälen mit besonderen Messern und oft auch durch Bleichen mit Kalkpuder zu der begehrten, sehr hellen Handelsware, die ganz oder gemahlen auf den Markt kommt.

DAS GEWÜRZ UND SEINE VERWENDUNG:

Ein eigenartiger, stark aromatischer Geruch und ein brennend scharfer Geschmack zeichnen den Ingwer aus. In den Küchen der tropischen Gebiete werden zum Teil frische Knollen verwendet. Ob frisch oder getrocknet - Ingwer ist für viele Gerichte unentbehrlich. Fisch- und Fleischgerichten in Asien gibt man ebenso gerne eine Spur Ingwer zu wie in Europa den Süßspeisen, Konfekten, Kuchen, Brot, Pickles und Chutneys. Auch werden manche Liköre und Biere mit Ingwer aromatisiert. Außerdem ist er ein wichtiger Bestandteil verschiedener Curry-Pulver.

GESCHICHTLICHES:

Seit dem frühen Mittelalter zählt der Ingwer in Europa zu den vielseitigst anzuwendenden Gewürz- und Heilpflanzen. Schon in der Antike brachten arabische Gewürzhändler den Ingwer nach Rom. Später berichtete Marco Polo von dieser Pflanze und ihrem Anbau, als er von seiner abenteuerlichen China-Reise zurückkehrte. Die Spanier sorgten später für die Verbreitung des Ingwers nach Westindien.