Die Gewürze im Laufe der Geschichte

Seit Urzeiten schon ist der Mensch bemüht, seine Nahrung durch Gewürze zu verfeinern. Früheste Kenntnis davon geben in Europa Funde in neolithischen Gräbern und Höhlen, die als Wohnstätten dienten. Schon damals nutzte der Mensch der Jungsteinzeit die Würzkraft von verschiedenen Kräutern und Sämereien, wie zum Beispiel die des Kümmels und des Kerbels. Auch im Schutt jahrtausendelang von Menschen bewohnter Höhlen in Ostasien, insbesondere in China, fand man Beweise für die Verwendung verschiedener Pflanzen oder Pflanzenteile als Würze für die Speisen. Mit den besonders gründlichen Ausgrabungen der frühen Kulturen im vorderasiatischen Raum wuchsen die Erkenntnisse über die Lebensgewohnheiten und damit auch über die Nahrungszubereitung der Menschen dieser Zeit. Man fand hier bereits eine Vielzahl exotischer Gewürze oder Beweise für deren Gebrauch. Gewürze, die nur durch den Handel an den Ort ihres Fundes gelangt sein konnten. Mit Sicherheit sorgten vorgeschichtliche, handelstüchtige arabische Kaufleute für den Import indischer oder hinterindischer Spezereien nach Ägypten. In der Aera der großen Pharaonen gab es Händler, die sich ganz auf den Gewürzhandel spezialisiert hatten. Die Handelswege zu dieser Zeit führten über zum Teil noch heute benutzte Karawanenstraßen oder über die See, den Küsten entlang. Nicht umsonst gelten auch im 20. Jahrhundert die Kapitäne arabischer Dhaus als geschickte und erfahrene Seeleute. Jahrhundertelang beherrschten Araber zusammen mit den geschäftstüchtigen Phöniziern den Gewürzhandel.  Durch sie gelangten erstmals Nelken und Muskatnüsse in das antike Athen und Rom. Sie waren so kostbar, daß sich nur die reichsten und vornehmsten Häuser den Luxus exotischer Gewürze leisten konnten. Mit der Ausweitung des Römischen Reiches über die Alpen nach Norden kam die Kunde von erlesenen, edlen Spezereien fremder, ferner Länder nach Mitteleuropa. Aber erst mit dem Aufstieg der Stadtstaaten Venedig und Genua wurden Gewürze aus dem fernen Asien auch hier bekannt und zum kostbarsten Handelsartikel ihrer Zeit. Als bedeutendste Umschlagplätze für Gewürze und andere Waren aus dem fernen Orient galten damals Konstantinopel und Alexandria. Die große Nachfrage nach Gewürzen und anderen Handelswaren aus dem Orient bewog schließlich den gebürtigen Genuesen Christof Columbus dazu, den Seeweg nach Indien westwärts über den Ozean zu suchen. Sein Irrtum, bei der Entdeckung der amerikanischen Küste Indien vor sich zu glauben, findet heute noch ihren Nachhall in der Bezeichnung der Karibischen lnselwelt als Westindien. Die sagenumwobenen Gewürzinseln allerdings fand er nicht, obwohl aus Mittel- und Südamerika einige Gewürze, zum Beispiel Piment, Paprika und Vanille später besondere Bedeutung erlangten. Der Gewürzhandel erlebte im Jahre 1498 den Beginn seiner höchsten Blütezeit mit der Entdeckung des Seeweges um das Kap der Guten Hoffnung herum nach Indien durch den Portugiesen Vasco da Gama. Die außerordentlich hohen Gewinnspannen im Gewürzhandel führten zur Bildung eines (allerdings nicht des allerersten) Monopols durch portugiesische Kaufleute, waren doch alsbald die bedeutendsten Anbaugebiete exotischer Gewürze in portugiesischem Besitz. Fast einhundert Jahre lang kontrollierte Lissabon unangefochten den Gewürzmarkt und kam zu bisher nicht gekanntem Wohlstand. Die führende Stellung der Portugiesen im Handel mit Gewürzen wurde ihnen zunehmend von den Holländern streitig gemacht. In blutigen Auseinandersetzungen gelang es jenen schließlich, sich in den Besitz der Gewürzanbaugebiete zu bringen. Noch rigoroser als zuvor wurden nun Anbau, Ernte und Handel kontrolliert.  Das streng Überwachte Monopol brach aber im Laufe der Zeit zusammen, als es den Franzosen gelang, Samen und Schößlinge von Nelken- und Muskatnußbäumen zu rauben und auf ihren Besitzungen im Indischen Ozean anzupflanzen und erfolgreich anzubauen. Später wurden die Holländer von der aufstrebenden Kolonialmacht England aus Ostasien vertrieben. Auch sie zogen noch lange Zeit ihren wirtschaftlichen Nutzen aus dem immer noch großen Bedarf an Gewürzen.  London war damals und ist noch in unserer Zeit einer der bedeutendsten Umschlagplätze für Gewürze aus Asien und Amerika. Mit den an Zahl und Größe ständig gewachsene  Anbaugebieten in aller Welt und den Möglichkeiten des sich immer weiter entwickelnden Weltverkehrs wurde die Nachfrage nach Gewürzen überall mehr und mehr befriedigt. Heute ist die Verwendung auch ausgefallenster Spezereien und Gewürze für die moderne Küche zur Selbstverständlichkeit geworden.